Wirtschaft neu denken: Damit aus Netzwerken Kraftwerke werden

Pressemitteilung Wirtschaftsverein Pro Hannover Region vom 26.10.2023

Wirtschaft neu denken: Damit aus Netzwerken Kraftwerke werden

Neue Ansätze, Haltungen und Rahmenbedingungen entwickeln, um Wirtschaft neu zu denken: Das war das Anliegen des 3. Netzwerktags der Wirtschaftsnetzwerke Hannover am 18. Oktober im aufhof in Hannovers City. Um es gleich vorwegzunehmen: Das Versprechen wurde mehr als eingelöst. Vier große und wichtige Themen zogen sich wie ein roter Faden durch die Beiträge der Gesprächspartner an dem kurzweiligen Abend, brillant moderiert von Roger Cericius (Futur X): Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, Kollaboration und Wertschätzung. Der 3. Netzwerktag – das ist eine gemeinsame Veranstaltung von Hannovers Wirtschaftsnetzwerk PHR, Wirtschaftsklub WIR!, Gesundheitswirtschaft Hannover, dem Verband deutscher Unternehmerinnen, kreHtiv Netzwerk Hannover, Wirtschaftskreis Hannover und den Wirtschaftsjunioren Hannover. Maßgeblich organisiert von Christine Preitauer (kreHtiv Netzwerk Hannover), Jasmin Arbabian-Vogel (Verband deutscher Unternehmerinnen) und Birgit Feeß (Hannovers Wirtschaftsnetzwerk PHR).

Feeß als Initiatorin der Netzwerktage dankte allen Wirtschaftsnetzwerken für die tolle Unterstützung. Sie hatte im September 2014 die Wirtschaftsnetzwerke angeschrieben, um eine stärkere Präsenz und Vernetzung untereinander zu fördern: „Ich habe eine Vision: Netzwerktag in Hannover mit 3.000 Gästen von allen Wirtschaftsnetzwerken aus Hannover und wir mieten den Zoo…“ Das erste Mal trafen sich Hannovers Wirtschaftsnetzwerke auf Initiative von Birgit Feeß 2016 im Sprengel Museum. Zum zweiten Netzwerktag kam man 2017 im Schloss Herrenhausen zusammen. Auf www.win-hannover.net gibt es eine eigene Website zu den Wirtschaftsnetzwerken.

Das Grußwort hielten die Schüler Ottilie, David, Viktor und Hakan. „Ich wünsche mir eine Bildung, die praxisorientiert ist und auch Umweltthemen im Unterricht behandelt“, sagte beispielsweise David. Entscheidende Kompetenzen der Zukunft seien digitale Kompetenzen. Auch soziale Kompetenzen sollten vermittelt und in die Lehrpläne einbezogen werden. „Vielleicht können Sie als Wirtschaftsvertreter dabei helfen.“

Thema Nachhaltigkeit: Dr. Till Wagner, Vorstand und CEO der Stiftung Verantwortungseigentum, gab hierzu wichtige Hinweise in seinem Impulsvortrag zur neuen Rechtsform „Gesellschaft mit gebundenem Vermögen“. Gewinne werden thesauriert, bleiben so im Unternehmen, dienen damit der langfristigen und nachhaltigen Unternehmensentwicklung. Firmen wie Zeiss, Bosch und die Hamburger Sparkasse 1827 wirtschaften bereits nach diesen Gesichtspunkten und streben nicht mehr nach kurzfristigen Gewinnen. „Unternehmen sind so unabhängiger und wettbewerbsfähiger, minimieren Einflüsse anderer Interessen und verfügen über eine gute Bonität dank starker Eigenkapitalquote“, erläuterte Wagner. Sein Ziel ist es, diese neue Unternehmensform mit Hilfe der Politik gesetzlich und rechtlich zu verankern.

Nachhaltigkeit ist auch ein wichtiger Antrieb für Christina Diem-Puello, Deutsche Dienstrad: „Durch steuerbegünstigstes Leasing ist unser hochpreisiges Cargo-Bike für jeden erschwinglich.“ Die Deutsche Dienstrad stehe für nachhaltige Mobilität, Ökologie und Verantwortungseigentum. Sie sei zwar keine Ökorevoluzzerin, wolle aber mehr Menschen zu einer nachhaltigen Mobilität per Fahrrad bewegen. Menschen müssten jedoch täglich selbst
über ihre Mobilität entscheiden können: „Möchte ich heute den ÖPNV, E-Scooter, das Fahrrad oder Auto nutzen?“

Thema Ressourcenschonung: Carla Reuter von Oktopulli stellte hierzu in der Podiumsrunde ihr Modell der mitwachsenden Kleidung bis zu vier Größen für Kinder vor. Zehn Prozent der Treibhauseffekte kommen durch Fast Fashion. Oktopulli schiebt dem einen kleinen Riegel vor und produziert ausschließlich in Deutschland. Genderneutral gibt es alle Farben. „Das sind Kinder – nicht von Anfang an Jungen oder Mädchen“, betonte Carla Reuter. Interessant ist auch das Preismodell. Marktpreis heißt hier Basispreis. Wer dem Unternehmen Gutes tun möchte, zahlt den fünf Euro höheren Supporterpreis. Den günstigen solidarischen Preis erhält man nur auf Mailanfrage. „Wir bewerten das nicht und schalten dann für diese Menschen einen Gutscheincode frei“, sagte Reuter.

Thema Wertschätzung: Respekt und Wertschätzung der gegenseitigen Arbeit im Gastronomiebereich – das ist das Thema von Björn Hensoldt, Gastro Trends Services: „Die Arbeit, die dort vom Koch bis zum Kellner geleistet wird, ist für uns sehr relevant.“ Wichtig sei es alle anfallenden Arbeitsstunden zu erfassen und zu bezahlen. „Früher hieß es: Da drüben ist mein Konkurrent. Heute überlegen wir gemeinsam und tauschen uns zu Themen aus wie dem Fachkräftemangel in unserer Branche“, berichtete Hensoldt. Kooperatives Denken verbreite sich immer mehr.

Wertschätzung der Mitarbeitenden – das sei auch für seine Branche relevant, erklärte Jörg Zeissig vom Messebauer Holtmann. Das Unternehmen habe die Coronazeit für eine komplette Transformation genutzt. „Wir sind Handwerker und können jetzt auch Menschen über Erlebnisse begeistern.“ Es gelte die Mitarbeitenden zu motivieren auch mal Appetithäppchen zu reichen. „Was bewegt die Generation Z und folgende: Da habe ich wahnsinnig viel gelernt“, sagte Zeissig. Holtmann bewege sich im Geschäft des Vertrauens, in dem der Kunde wiederkommen solle. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, gehe Holtmann in die Schulen und vermittele Praxiswissen. „Begeisterung und Sinn stiften – das ist unsere Aufgabe und Verantwortung als Messebauer.“

Thema Kollaboration: Linda Büscher hat gerade Abi gemacht und tummelt sich bereits auf dem Startup-Markt. Ihre Firma Bulletpoint will über eine App Bildung digitalisieren und so ein schnelleres Verständnis von Texten vermitteln. Textmarkierungen werden von der App direkt in Bulletpoints – also Stichworte – umgewandelt. Sie habe viele Freunde mit Lese- und Rechtschreibschwächen, für die mehrseitige Texte hohe Hürden bedeuteten. Für diese Menschen sei ihre App besonders wertvoll. Die ausgeprägte Kollaboration in der Startup-Szene habe ihr bei der Gründung sehr geholfen, berichtete Büscher. Es erfordere eine helfende Hand, wenn man beispielsweise Förderanträge stellen wolle. „Wenn man die jungen Menschen reicht, hat man schon viel gewonnen“, bedankte sie sich bei ihren Mentoren und Mentorinnen. Kollaboration bedeute für sie, wie man voneinander lernen könne.

Kollaboration – auch das ist eines der zentralen Netzwerkthemen, war sich die Runde einig. Ihr mache es Mut, dass so viele Unternehmen für die Zukunftsthemen sichtbar werden, konstatierte Christina Diem-Puello. „Die Kraft der Netzwerke ist unerschöpflich“, sagte sie und dankte dem VDU. „Wir sind kein Netzwerk – wir sind ein Kraftwerk“, rief da die Bundesvorsitzende Jasmin Arbabian-Vogel aus dem Publikum zurück.